Magazin 15 15 wissen, dass unter der Woche jeden Tag von morgens bis abends jemand für uns da ist und es in der übrigen Zeit einen Pikett-Dienst gibt. Wenn es Schwierigkeiten oder Streit gibt, können wir unsere Betreuer holen. Man kümmert sich wirklich sehr gut um uns und bietet uns wertvolle Unterstützung. Aber auch bei uns menschelt es natürlich. Da wird es trotz der intensiven Betreuung man- chmal laut und kommt zu gravierenden Konfrontationen. Das kann an einem Ort wie hier halt ab und zu passieren. « Ich habe anzusprechen.» gelernt, Probleme Einerseits fühle ich mich mittler- weile relativ stabil und hätte Lust darauf, mir bald eine eigene Wohnung zu suchen. Andererseits macht mir der Gedanke Angst. Es wäre schlimm, wieder in den selben Teufelskreis zu geraten wie damals, als ich mich immer mehr in meine Überforderung reingesteigert habe und irgendwann zusammengeklappt bin. Wahrschein- lich lasse ich mir darum noch etwas Zeit mit diesem Schritt. Vielleicht probiere ich dann das «Betreute Einzelwohnen» aus. Dann hätte ich nach wie vor Unterstützung von einer Noveos-Fachperson, könnte aber in meinen eigenen vier Wänden leben. Ich weiss jetzt schon, dass ich das Leben hier im Wohnhaus Uster vermissen werde, wenn ich einmal ausziehe. Hier werde ich intensiv un- terstützt im Alltag – egal, ob beim Bezahlen meiner Rechnungen oder im Haushalt. Und wahrscheinlich noch wichtiger: Ich habe ein paar gute Freunde gefunden, und es ist immer jemand da zum Reden. Jetzt ist es aber Zeit, das Licht zu löschen und zu schlafen. Es ist spät geworden. Und morgen ist wieder ein neuer Tag. Bis zum nächsten Mal, liebes Tagebuch. Deine Eliane Liebes Tagebuch Ich sitze auf meinem Bett und höre Musik. Meine Mitbewohner schauen sich gerade im Wohnhzimmer einen Film an, ich fühle mich aber heute nicht danach. Ich brauche etwas Ruhe. Und lieber nutze ich die Zeit zum Malen. Vorhin habe ich wiedermal die Filz- stifte zur Hand genommen und in mein Buch gezeichnet – leuchtende Man- dalas in allen Farben. Von denen habe ich jetzt schon eine ganze Serie. Das Malen tut mir gut, das merke ich immer wieder. Ich kann abschalten und ganz einfach meine Kreativität walten lassen, ohne zwingend etwas Konkretes erreichen zu wollen. Heute Morgen fiel es mir schwer, aus dem Bett zu kommen und zur Arbeit zu gehen. Einen Moment lang war mir alles zu viel, und ich hatte über- haupt keine Lust auf die vielen Leu- te im Brocki. Aber das Gute ist: Mittlerweile weiss ich genau, dass diese schlechten Gefühle sofort vergehen, wenn ich einmal dort bin. Noch vor ein paar Monaten hatte ich riesige Angst, dass mich die Arbeit überfordern könnte und mich die Leute unter Druck setzen würden. Dass ich versagen könnte. Aber das Team war von Anfang an mega herz- lich, unterstützte mich und machte mir sogar ab und zu Komplimente. Das nahm mir jegliche Angst. Jetzt bin ich enorm froh, wieder eine feste Arbeit zu haben. Die fixe Struktur – jeden Morgen aufstehen, am Vormittag im Brocki arbeiten und am Mittag wie- der nach Hause kommen – gibt mir Sicherheit. Und die Selbständigkeit, die ich im Job habe, macht mir Mut. Früher gab es Zeiten, da stand ich immer erst nachmittags auf, schau- te fern und ging abends wieder ins Bett. Dank der Stelle, die ich durch Noveos gefunden habe, ist das viel besser geworden. Und auch der Alltag im Wohnhaus Uster hat mir persönlich einiges gebracht. Vorher hatte ich grosse Mühe, mit vielen Leuten auf einmal konfrontiert zu sein. Hier war das plötzlich unumgänglich. In den letz- ten Monaten habe ich gelernt, auf andere zuzugehen und Probleme an- zusprechen. Das wird mir in Zukunft sicher helfen. Es ist auch gut zu