Magazin 18 15 Und ich finde es schön, dass meine Kolleginnen und Kollegen auch ab und zu Rat bei mir suchen und mit mir über ihre Situation sprechen. Schliesslich bin ich fast so gut im Zuhören, wie du :) « Es war immer selbst zu finden.» jemand da und half mir, wieder zu mir Heute ist es übrigens genau zwei Monate her, seit ich meinen letzten «Anfall» hatte. Ein guter Grund, happy zu sein, oder? Klar, ich bin mir bewusst, dass es wahrscheinlich irgendwann wieder passiert. Aber jeder «normale» Tag ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und die Tat- sache, dass die «Anfälle» in letzter Zeit seltener geworden sind, stimmt mich zuversichtlich. Was wäre, wenn ...? Diese Frage will ich mir in Zukunft nicht mehr stellen, versprochen. Schliesslich sind meine «Anfälle» nur ein ganz winziger Teil von mir. Und ich kann trotz allem, was pas- siert ist, glücklich leben! Ich habe es in der Hand. Jetzt muss ich aber los. Meine Freunde warten sicher schon auf mich. Bis bald, liebes Tagebuch. Deine Jlenia Lesen Sie weitere persönliche Geschichten unter www.noveos.ch /tagebuch Liebes Tagebuch In den letzten Tagen war ich recht nachdenklich. Die Frage «was wäre, wenn ...?» geistert halt hin und wieder immer noch durch meinen Kopf. Was, wenn ich damals nicht plötzlich diese «Anfälle» bekommen hätte? Was, wenn ich deswegen nicht meinen Traumberuf als Kinderbetreuerin hätte aufgeben müssen? Was, wenn alles so geblieben wäre, wie noch vor ein paar Jahren? Antworten auf diese Fragen werde ich wohl nie erhalten. Aber weisst du was? Ich merke, dass ich meine Situation immer besser akzeptieren kann. Mein Umfeld hat mir sehr dabei geholfen. Besonders wertvoll war der Rückhalt damals, als ich ständig im Krankenhaus war und keiner wusste, was mir fehlte. Und als die Ärzte dann zum Schluss kamen, meine Anfälle hät- ten psychische Gründe, und ich in ein tiefes Loch fiel. Es war immer jemand für mich da und half mir, wieder zu mir selbst zu finden. Rückblickend macht mich das mega glücklich. Natürlich bin ich heute noch ab und zu traurig, aber ich habe auch Freude an meinem «neuen» Alltag. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal das KV ma- chen würde! Jetzt stecke ich schon mitten in der Lehre bei Involvis, und viele Dinge machen mir echt Spass. Zum Beispiel die Stellensuche für Kli- enten, die Vorbereitung von Trainings oder die Führung des Kassabuchs. Ich bin motiviert und würde am liebs- ten jeden Tag etwas Neues lernen. Gerade heute habe ich mit meiner Berufsbildnerin neue Arbeits- und Leistungsziele definiert, die ich in den nächsten zwei Monaten verfolgen soll. So habe ich die Chance, mich stetig weiterzuentwickeln und an mir zu arbeiten. Zum Glück läuft’s auch in der Schule prima. Kannst du dir vorstellen, dass das Rechnungswesen mittlerweile mein Lieblingsfach ist? Unglaublich, oder? Auch wenn es nicht immer einfach war: Ich bin extrem froh, dass ich den Mut hatte, eine zweite Lehre zu beginnen, und dass man mir damals Involvis emp- fohlen hat. Das Team ist total nett, und ich fühle mich verstanden – von den Fachpersonen wie auch von den anderen Klienten, die hier tätig sind.