Im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und sozialem Auftrag.
Das Pack+ feiert Geburtstag! Seit einem Viertel Jahrhundert bietet es Kundinnen und Kunden Dienstleistungen rund um Ausrüsten, Verpacken, Montieren und Versand. Zugleich finden hier Menschen mit psychischer Beeinträchtigung geschützte Arbeitsplätze, die auf ihre individuellen Bedürfnisse Rücksicht nehmen und ihnen neue Perspektiven schenken. Im Interview geben Betriebsleiter Eduard Fuchs und Noveos-Geschäftsführer Paul Wijnhoven einen Einblick in die Vergangenheit und Zukunft des Pack+.
25 Jahre Pack+ – eine stolze Zahl! Was macht Sie persönlich stolz?
Eduard Fuchs: Dass wir seit einem Viertel Jahrhundert hochwertige Produkte und Dienstleistungen anbieten können – und zwar mit einem Team von Mitarbeitenden, die aufgrund ihrer psychischen Beeinträchtigung im ersten Arbeitsmarkt leider nicht bestehen können. Das motiviert mich als Betriebsleiter immer wieder aufs Neue und macht mich stolz.
Paul Wijnhoven: Das Pack+ schenkt den Mitarbeitenden Stabilität und Struktur im Alltag. Hier können sie sich sinnvoll betätigen und mit ihrer Arbeit echten Mehrwert stiften. Das ist wertvoll und sehr wichtig. Die persönliche Entfaltung ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Für Personen mit psychischer Beeinträchtigung ist aber genau das oftmals schwierig. Wir unterstützen unsere Klientinnen und Klienten dabei, einen Weg zu finden, um ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und sich im eigenen Tempo zu entwickeln.
In 25 Jahren passiert so einiges. Inwiefern hat sich das Pack+ in dieser langen Zeit verändert?
Eduard Fuchs: Fakt ist: In unserer Gesellschaft hat seit den Neunzigern ein enormer Wandel stattgefunden. Damit haben sich auch die Aufträge unserer Kunden massgeblich verändert, was wiederum direkten Einfluss auf uns und unsere Dienstleistungen hat.
Paul Wijnhoven: Digitalisierung und Globalisierung – das sind sicherlich die prägendsten Entwicklungen unserer Zeit.
Eduard Fuchs: Genau. Die Automatisierung von Arbeitsprozessen schreitet sukzessive voran. Und Produkte, die wir im Pack+ noch vor ein paar Jahren in Handarbeit konfektioniert haben, bestellt man heute ganz einfach fixfertig verpackt in China. Für uns bedeutet das, dass sich unsere Aufträge immer mehr von umfangreichen, langfristigen Serienaufträgen zu Einzelaufträgen entwickeln.
Paul Wijnhoven: Das hat durchaus seinen Reiz, da die Arbeit dadurch natürlich spannender und vielfältiger wird – und sich die Mitarbeitenden immer wieder mit neuen Dingen auseinandersatzen können. Zugleich ist es eine besondere Herausforderung für jene Klientinnen und Klienten, die auf repetitive, sehr niederschwellige Arbeit angewiesen sind. Das Neue, Unbekannte überfordert sie schnell. Da ist es umso entscheidender, dass man die Leute kennt und versteht und dass man sie von Anfang an gut mitnimmt.
Wir erleben und spüren es alle: Das Tempo und der Druck in unserer Gesellschaft nehmen immer mehr zu. Wie erleben Sie das im Pack+?
Eduard Fuchs: Wir sind nah and der Wirtschaft und spüren natürlich den zunehmenden Druck von aussen. Klar, als Unternehmung müssen wir mithalten. Aber zugleich dürfen wir diesen Druck keinesfalls nach innen weitergeben. Wir müssen unsere Mitarbeitenden schützen, denn für sie ist es an manchen Tagen bereits ein Kraftakt, morgens aufzustehen und pünktlich hier zu erscheinen. Dieses Spannungsfeld ist eine echte «Challenge» für uns, die wir dank einem erfahrenen, kompetenten Fachteam aber gut meistern.
Das Thema Digitalisierung kam vorhin zur Sprache. Wie kann das Pack+ diese Entwicklung in Zukunft nutzen?
Paul Wijnhoven: Der Onlineversand könnte ein grosses Thema sein. Mit unseren Kompetenzen können wir Onlinehändler optimal dabei unterstützen, ihre Ware zu konfektionieren, zu verpacken und zu verschicken. Das wäre ein spannendes neues Geschäftsfeld für uns. Da reinzukommen ist zweifellos eine Herausforderung und verlangt nach der entsprechenden Infrastruktur. Ich sehe in einem solchen Schritt aber auch spannende Chancen. So könnten wir beispielsweise auch im Pack+ agogisch begleitete Lehrstellen im Bereich Logistik anbieten.
Eduard Fuchs: Klar ist: Es braucht das Pack+! Auch in Zukunft. Denn viele Mitarbeitende, die bei uns tätig sind, könnten an anderen Orten nicht arbeiten. Und genau darum müssen wir innovativ sein, weiterdenken, Neues ausprobieren und uns aktiv entwickeln.
Zum Schluss noch ganz kurz und knapp: Was macht das Pack+ aus?
Eduard Fuchs: Für Kunden ist es unser aktives Mitdenken und die kompetente Beratung von Anfang an, die uns zu einem hervorragenden Partner macht. Zugleich profitieren Kunden natürlich vom sozialen Mehrwert, der bei uns quasi inbegriffen ist. Sie erhalten ein hochwertiges Produkt und können sich zugleich für etwas Sinnvolles und Nachhaltiges engagieren.
Paul Wijnhoven: Für unsere Klienten auf der anderen Seite ist das Pack+ ein Arbeitgeber, der sie fördert – und sie so akzeptiert und respektiert, wie sie sind.
Das Pack+: Was bisher geschah...
- Das Pack+ wurde 1995 als Werkstatt Sennweid in Bubikon gegründet – mit insgesamt 12 Arbeitsplätzen.
- Das Angebot und die Kompetenzen des Betriebs waren damals ganz ähnlich wie heute, jedoch hat sich der Schwerpunkt verschoben. Insbesondere Kuvertierarbeiten waren früher sehr gefragt. So verpackte und verschickte das Pack+ über viele Jahre hinweg auch die ZVV-Fahrpläne im Auftrag der SBB.
- 2003 zog die Werkstatt aus Platzgründen nach Wetzikon.
- 2009 wurde der Betrieb umbenannt und erhielt seinen heutigen Namen.
- Zeitgleich fand der Umzug nach Riedikon, auf das Turicaphon-Areal, statt, wo das Pack+ und das Tapa Atelier zentralisiert wurden.
- Heute zählt das Pack+ knapp 40 Mitarbeitende, die an geschützten Arbeitsplätzen tätig sind.